Hör auf meine Hände - Ein Abend zum Thema "hören-gehörlos": Leben mit einer Hörbeeinträchtigung

Familie Hanßen bei der Podiumsdiskussion

Familie Hanßen bei der Podiumsdiskussion

Bericht von Offene Hilfen Neumarkt Nord - Stefanie Knipfer

Bilder von Offene Hilfen Neumarkt Süd - Lena Mosandl

Klaus Schubert von der KEB und Diakon Klaus Eifler vom Evangelischen Bildungswerk moderierten die Veranstaltung. Ein abwechslungsreiches Programm brachte die Welt der Gehörlosen den Hörenden näher.

Marcus Willam beindruckte durch seine Pantomime: Ohne Worte bezog er das Publikum durch seine außergewöhnliche Gestik und Mimik in seine humorvollen Stücke ein.

Menschen mit Gehörlosigkeit von Regens Wagner Zell tanzten den Schlotfegertanz des Musicals Mary Poppins – der Gebärdenchor veranschaulichte die Texte einiger Lieder durch eindrucksstarke Gebärden.

Im Expertengespräch erzählte die Familie Hanßen von Ihrem Familienalltag. Die Eltern sind gehörlos und schwerhörig und haben zwei Kinder mit Hörschädigung und die älteste hörende Lea.

Auf dem Podium beantworteten sie die Fragen aus dem Publikum.

Für Lea war es wichtig, die Normalität der Familie herauszustellen: „Ich bin zweisprachig aufgewachsen – die Gebärdensprache ist im Prinzip eine ganz normale Sprache“.

Die Familie macht viele Unternehmungen mit ebenfalls gehörlosen Freunden. Es ist immer noch schwierig, mit Hörenden Kontakt aufzunehmen. Fr. Hanßen, die auch Vorsitzende des Beirates für Menschen mit Behinderung der Stadt Neumarkt ist, wünscht sich, dass mehr Hörende offen für die Gebärdensprache sind: es reicht oft schon, einfache Alltagsgebärden, die jeder kann, zu benutzen (z.B. essen, trinken, telefonieren). Auch langsames und deutliches Sprechen hilft Menschen mit Hörbehinderung, das Gesagte von den Lippen ablesen oder verstehen zu können.

Für Fr. Hanßen fordert zudem, dass Barrieren im Alltag möglichst unbürokratisch abgebaut werden und mehr soziale Teilhabe möglich ist! So ist es immer wieder ein Problem, kurzfristig einen Gebärdendolmetscher für Arzt- oder Behördenbesuche zu organisieren.

Auch bei Notfällen ist es ohne fremde Hilfe für gehörlose Menschen sehr schwierig, sich allein Hilfe zu holen. Ist ein hörendes Kind in der Familie, so fungiert es oft als Dolmetscher – dies möchten viele Eltern jedoch nicht zu oft nutzen – die Kinder sollen Kinder bleiben! Lea Hanßen arbeitet im Krankenhaus und wies darauf hin, dass es dort Dolmetscherlisten gibt. Das Krankenhaus kann dann schnell Dolmetscher anfordern.

Anschließend stellte Fr. Brand von der EUTB (Ergänzende Unabhängige TeilhabeBeratung) für Nordbayern Ihre Arbeit vor. Fr. Brandt ist selbst gehörlos und berät in Deutscher Gebärdensprache (DGS) zu allen Themen, die Menschen mit Hörschädigung betreffen (z.B. Hilfsmittelbeantragung, Dolmetscherkosten, Vermittlung zu Integrationsfachdiensten) und besucht auch die Betroffenen zu Hause: „Ich fahre von Aschaffenburg bis Ingolstadt zu den Leuten“!

Herr Thanner von der Koordinierungsstelle für Senioren mit Hörbehinderung Regens Wagner in Nürnberg stellte ebenso sein Beratungsangebot für Nordbayern vor. Herrn Thanner berät ebenso in Gebärdensprache über Hilfen und Angebot im Alter. So vermittelt er wohnortnahe Kontakte zu ambulanten Diensten und Einrichtungen der Altenhilfe.

Beide Beratungsangebote beraten kostenlos, vertraulich und trägerneutral und sind für den Landkreis Neumarkt zuständig.

Möchten Sie mehr über das Angebot für Menschen mit Hörbehinderung erfahren,  wenden Sie sich bitte an Regens Wagner Offene Hilfen Neumarkt Nord 09181/40627-270 oder Email: offene-hilfen-neumarkt@regens-wagner.de.

Für den südlichen Landkreis berät Sie Regens Wagner Offene Hilfen Süd unter 08460-18181 oder Email: offene-hilfen-berching@regens-wagner.de

Herzlich bedanken sich die Veranstalter bei der Stadt Neumarkt und dem Landratsamt, die beide die Schirmherrschaft für diesen Abend übernommen haben.

  • Marcus Willam bei seinem Pantomimestück